Warum 58.000 Telegram-Nutzer gehackt wurden: Der Update-Fehler, den fast jeder macht

Wer Telegram nutzt, verlässt sich auf einen der vielseitigsten Messenger am Markt. Doch genau hier lauert eine Gefahr, die viele unterschätzen: Wer seine App nicht regelmäßig aktualisiert, öffnet Tür und Tor für Probleme, die von nervigen Bugs bis hin zu ernsthaften Sicherheitsrisiken reichen. Dieser Wartungsfehler gehört zu den häufigsten Versäumnissen bei Telegram-Nutzern – und ist dabei so leicht zu vermeiden.

Warum veraltete Telegram-Versionen ein echtes Risiko darstellen

Telegram entwickelt sich ständig weiter. Die Entwickler veröffentlichen regelmäßig Updates, die nicht nur neue Features bringen, sondern auch kritische Sicherheitslücken schließen. Wer mit einer veralteten Version arbeitet, verzichtet nicht nur auf praktische Funktionen, sondern setzt sich auch potenziellen Angriffen aus. Cyberkriminelle analysieren bekannte Schwachstellen in älteren App-Versionen gezielt und nutzen diese aus, wenn Nutzer ihre Software nicht auf dem neuesten Stand halten.

Besonders prekär wird es, wenn Sicherheitsupdates ignoriert werden. Telegram nutzt zwar die hauseigene MTProto-Verschlüsselung, doch auch diese Technologie wird kontinuierlich verbessert und gegen neue Angriffsmethoden abgesichert. Alte App-Versionen profitieren nicht von diesen Verbesserungen. Im schlimmsten Fall könnten Angreifer Nachrichten abfangen, Accounts übernehmen oder Malware einschleusen.

Diese konkreten Probleme drohen bei veralteten Versionen

Sicherheitslücken und Datenschutzrisiken

Die wohl gravierendste Konsequenz veralteter Software sind Sicherheitslücken. Ein konkretes Beispiel: Sicherheitsforscher von ESET entdeckten eine Zero-Day-Lücke namens EvilVideo, durch die manipulierte Videodateien Schadcode in Chats, Gruppen und Kanälen verbreiten konnten. Der Exploit funktionierte auf Telegram-Versionen 10.14.4 und älter. Besonders brisant: Diese Schwachstelle wurde in Untergrundforen zum Verkauf angeboten, mit Videos, die den erfolgreichen Test des Exploits in öffentlichen Telegram-Kanälen zeigten.

Noch gefährlicher wird es, wenn Kriminelle manipulierte Telegram-Versionen verbreiten. Eine hochentwickelte Android-Malware namens Android.Backdoor.Baohuo.1.origin hat bereits über 58.000 Geräte weltweit infiziert. Diese Malware tarnt sich als legitime Telegram X Version und kompromittiert Benutzerkonten, indem sie sich als offizielle App ausgibt. Das Besondere: Die Malware kann unbefugte Anmeldungen aus Telegrams Liste aktiver Sitzungen verbergen, sodass Nutzer oft nicht bemerken, dass ihr Konto kompromittiert wurde.

Auch der Triada-Trojaner wurde in modifizierten Telegram-Versionen entdeckt – ein modularer Android-Backdoor-Trojaner, der Administratorrechte erhält und weitere Malware herunterladen kann. Die gefälschte App täuscht die echte Telegram Messenger Version 9.2.1 vor und verwendet denselben Paketnamen, was die Erkennung erschwert. Auf macOS wurde beispielsweise eine schwere Sicherheitslücke in der im App Store verfügbaren Telegram-Version entdeckt, die es Angreifern ermöglichte, auf Mikrofon und Kamera zuzugreifen. Solche plattformspezifischen Probleme zeigen, wie wichtig zeitnahe Updates sind.

Fehlende Funktionen und eingeschränkte Nutzererfahrung

Telegram führt regelmäßig innovative Features ein: Premium-Funktionen, verbesserte Gruppenverwaltung, neue Medienformate, erweiterte Bot-Funktionalität oder überarbeitete Benutzeroberflächen. Wer bei einer alten Version bleibt, verpasst diese Entwicklungen komplett. Das führt nicht nur zu einer schlechteren Nutzererfahrung, sondern kann auch die Kommunikation mit anderen erschweren, die bereits neuere Funktionen nutzen.

Wenn eure Kontakte neue Reaktions-Emojis, animierte Avatare oder verbesserte Videoanruf-Features nutzen und ihr davon nichts seht oder nicht darauf reagieren könnt, führt das zu einem deutlichen Komfortvererlust und kann die Kommunikation beeinträchtigen.

Kompatibilitätsprobleme mit anderen Geräten und dem Betriebssystem

Moderne Betriebssysteme entwickeln sich ebenfalls weiter. Android und iOS ändern regelmäßig ihre APIs und Sicherheitsrichtlinien. Eine veraltete Telegram-Version wurde möglicherweise nicht für die neueste OS-Version optimiert, was zu Abstürzen, Verbindungsproblemen oder Funktionsstörungen führen kann. Besonders nach größeren System-Updates wie Android 14 oder iOS 17 treten solche Inkompatibilitäten häufig auf.

Auch die Synchronisation zwischen verschiedenen Geräten kann leiden. Telegram ist bekannt für seine nahtlose Multi-Device-Funktionalität, doch wenn ein Gerät mit einer deutlich älteren Version läuft, können Synchronisationsprobleme auftreten. Nachrichten erscheinen verzögert, Einstellungen werden nicht übertragen oder Mediendateien lassen sich nicht ordnungsgemäß öffnen.

So haltet ihr Telegram immer auf dem neuesten Stand

Automatische Updates aktivieren

Der einfachste Weg, dieses Problem zu vermeiden, ist die Aktivierung automatischer Updates. Auf Android öffnet ihr dafür den Google Play Store, tippt auf euer Profilbild, wählt Einstellungen und dann Netzwerkeinstellungen. Hier könnt ihr festlegen, dass Apps automatisch aktualisiert werden – wahlweise nur über WLAN oder auch über mobile Daten.

Bei iOS funktioniert das über die iPhone-Einstellungen unter App Store. Aktiviert dort die Option App-Updates, damit neue Versionen automatisch im Hintergrund installiert werden. So müsst ihr euch um nichts kümmern und seid immer geschützt. Für die Desktop-Versionen von Telegram gilt ähnliches: Die Windows-, macOS- und Linux-Varianten bieten in den Einstellungen meist eine Update-Funktion. Bei vielen Desktop-Versionen erscheint automatisch eine Benachrichtigung, wenn eine neue Version verfügbar ist – ignoriert diese nicht.

Regelmäßige manuelle Prüfung

Wer lieber die Kontrolle behalten möchte, sollte zumindest wöchentlich manuell nach Updates schauen. Im Play Store oder App Store einfach nach Telegram suchen – wenn ein Update verfügbar ist, erscheint die entsprechende Schaltfläche. Dieser Aufwand dauert wenige Sekunden, kann aber erhebliche Probleme verhindern. Technikbegeisterte können auch die Beta-Versionen von Telegram nutzen, um noch früher Zugang zu neuen Features zu erhalten. Diese Versionen sind zwar manchmal weniger stabil, bieten aber auch die aktuellsten Sicherheitspatches.

Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für Telegram-Nutzer

Updates allein reichen nicht aus, um die Sicherheit zu maximieren. Die Bedrohungslandschaft umfasst auch Phishing und soziales Engineering. Angreifer setzen häufig auf Telegram-Bots, um Phishing-Kampagnen durchzuführen. Betrüger kontaktieren Opfer von gehackten Benutzerkonten und leiten sie auf Phishing-Seiten um – ein Angriff, den technische Updates allein nicht verhindern können.

Kombiniert regelmäßige Aktualisierungen daher mit anderen Best Practices:

  • Aktiviert die Zwei-Faktor-Authentifizierung in den Telegram-Einstellungen
  • Überprüft aktive Sitzungen regelmäßig und beendet unbekannte Verbindungen
  • Seid vorsichtig bei verdächtigen Links oder Nachrichten von unbekannten Kontakten
  • Nutzt die Secret-Chat-Funktion für besonders sensible Gespräche

Wichtig zu wissen: Telegram verwendet Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nur in geheimen Chats, die manuell aktiviert werden müssen. Reguläre Chats, einschließlich Gruppengespräche und öffentliche Kanäle, werden zwar während der Übertragung verschlüsselt, aber auf den Servern von Telegram gespeichert. Nur die aktuelle App-Version garantiert die bestmögliche Implementierung dieser Sicherheitsfeatures.

Was tun, wenn Updates Probleme verursachen?

In seltenen Fällen kann ein neues Update tatsächlich Probleme verursachen. Falls nach einer Aktualisierung plötzlich Funktionen nicht mehr wie gewohnt arbeiten oder die App instabil läuft, gibt es mehrere Lösungsansätze. Zunächst solltet ihr die App-Daten löschen und euch neu anmelden – das behebt viele Kompatibilitätsprobleme. Als letzter Ausweg bleibt die Deinstallation und Neuinstallation der App.

Kontaktiert bei anhaltenden Problemen den Telegram-Support über die offiziellen Kanäle. Die Community ist sehr aktiv und hilfsbereit – oft findet sich in Telegram-Gruppen oder Foren schnell eine Lösung. Die dokumentierten Fälle von Malware-Infektionen, Zero-Day-Exploits und manipulierten App-Versionen zeigen deutlich, wie real diese Bedrohungen sind.

Die Vernachlässigung von Updates mag harmlos erscheinen, gehört aber zu den vermeidbarsten Sicherheitsrisiken überhaupt. Mit wenigen Handgriffen sorgt ihr dafür, dass eure Kommunikation geschützt bleibt, ihr alle neuen Features nutzen könnt und technische Probleme gar nicht erst entstehen. Der Aufwand ist minimal, der Nutzen enorm – es gibt schlichtweg keinen guten Grund, mit veralteten Versionen zu arbeiten.

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