Eistee im Supermarkt: Warum Verbraucherschützer vor diesem beliebten Getränk warnen

Der Griff zur gekühlten Flasche Eistee im Supermarkt fühlt sich für viele Verbraucher wie eine vernünftige Entscheidung an. Schließlich steht Tee auf dem Etikett, und Tee gilt als gesundes Getränk. Doch zwischen dem traditionellen aufgebrühten Tee und den industriell hergestellten Erfrischungsgetränken in bunten Flaschen liegen Welten. Die Getränkeindustrie nutzt geschickt die positiven Assoziationen rund um Tee, um Produkte zu vermarkten, die in ihrer Zusammensetzung eher Limonaden als Teegetränken ähneln.

Eine handelsübliche Flasche Eistee mit 500 Millilitern Inhalt enthält häufig zwischen 40 und 50 Gramm Zucker. Das entspricht etwa 13 bis 17 Stück Würfelzucker. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Erwachsenen, nicht mehr als 25 Gramm freien Zucker pro Tag zu konsumieren. Mit einer einzigen Flasche überschreitet man diese Empfehlung bereits um das Doppelte.

Die Illusion des gesunden Durstlöschers

Eistee profitiert von einem Imagetransfer, der kaum einem anderen Erfrischungsgetränk so erfolgreich gelingt. Die Verbindung zum heißen Tee, der seit Jahrhunderten mit Gesundheit, Tradition und Natürlichkeit assoziiert wird, überträgt sich automatisch auf das gekühlte Pendant. Diese psychologische Brücke nutzen Hersteller systematisch aus, indem sie Verpackungsdesigns, Farbgebungen und Werbebotschaften verwenden, die diese Assoziation verstärken.

Auf den ersten Blick wirken die Flaschen und Dosen mit ihren erdigen Farbtönen, Teeblatt-Illustrationen und Verweisen auf Teesorten beruhigend und vertrauenswürdig. Das Marketing suggeriert ein Produkt, das irgendwo zwischen einem traditionellen Getränk und moderner Erfrischung angesiedelt ist. Doch die Realität sieht anders aus: Der tatsächliche Teeanteil bewegt sich oft im einstelligen Prozentbereich, während Zucker, Aromen und Zusatzstoffe dominieren.

Zucker in alarmierenden Mengen

Untersuchungen der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein zeigten, dass die vier süßesten Produkte pro Glas mehr als sieben Würfelzucker enthielten. In besonders großen XXL-Flaschen wurden teilweise sogar 73 Zuckerwürfel gemessen. Besonders perfide wird es, wenn man bedenkt, dass viele Verbraucher Eistee als leichtere Alternative zu klassischen Limonaden betrachten. Der Zuckergehalt unterscheidet sich jedoch kaum oder liegt teilweise sogar höher.

Der entscheidende Unterschied liegt in der Wahrnehmung: Während Limonade als Genussmittel gilt, wird Eistee häufig als alltäglicher Durstlöscher konsumiert. Diese Fehleinschätzung führt dazu, dass Menschen unbewusst enorme Zuckermengen zu sich nehmen, ohne sich der gesundheitlichen Konsequenzen bewusst zu sein. Der Zucker lässt den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen, sodass der Körper eine größere Menge Insulin ausschütten muss. Dies erhöht langfristig das Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes.

Verschleierungstaktiken auf dem Etikett

Die Zutatenliste offenbart regelmäßig eine ernüchternde Realität. Verbraucherschützer bestätigen, dass der fruchtige Geschmack hauptsächlich von zugesetzten Aromen stammt. Bei einer Untersuchung von 54 Eistee-Produkten hatte ein Drittel einen Fruchtgehalt von drei Prozent oder höher, zwei Drittel lagen demnach darunter. Stattdessen dominieren Wasser, verschiedene Zuckerarten und Aromen die Zusammensetzung.

Ein beliebter Trick besteht darin, verschiedene Zuckerarten zu verwenden, um sie in der Zutatenliste zu verstreuen. Neben normalem Zucker finden sich Glukosesirup, Fruktose oder Fruchtzuckerkonzentrat. Für den ungeübten Leser entsteht der Eindruck, dass keine einzelne Zutat in problematischer Menge vorhanden ist. In der Summe ergibt sich jedoch ein bedenkliches Bild, das sich hinter Kleingedrucktem versteckt, während die Vorderseite mit großflächigen Abbildungen von Teeblättern, Zitronenscheiben und Pfirsichen lockt.

Natürlichkeit als trügerisches Versprechen

Begriffe wie natürliche Aromen, aus Teeextrakt oder mit echtem Fruchtsaft schmücken die Verpackungen und erwecken den Eindruck eines ursprünglichen, wenig verarbeiteten Produkts. Dabei verschweigen diese Formulierungen mehr, als sie offenbaren. Natürliche Aromen sind keineswegs gleichbedeutend mit unverarbeiteten Zutaten, sie werden biotechnologisch oder durch chemische Extraktion gewonnen und können stark verarbeitet sein.

Der Zusatz mit Fruchtsaft klingt verlockend, bezieht sich aber oft auf minimale Mengen von unter fünf Prozent. Diese winzige Zugabe rechtfertigt dennoch die prominente Platzierung von Früchten auf der Verpackung und die entsprechenden Geschmacksbezeichnungen, die einen deutlich höheren Fruchtanteil suggerieren. Bei der Untersuchung der Verbraucherzentrale enthielten nur zwei der geprüften Eistees keine Aromastoffe, und nur vier der 54 Produkte waren frei von Zusatzstoffen.

Koffein ohne Warnung

Ein besonders auffälliges Ergebnis der Untersuchung von 54 Eistee-Produkten durch die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein: Alle geprüften Eistees enthalten Koffein. Doch ein Hinweis auf das enthaltene Koffein fand sich nur auf weniger als einem Drittel der Flaschen oder Tetrapacks. Der Grund: Eine Kennzeichnungspflicht besteht nicht, wenn Tee im Zutatenverzeichnis steht.

Besonders problematisch wird dies für Kinder und Jugendliche. Höhere Koffeinmengen können bei ihnen zu Schlafstörungen, Nervosität, Herzrasen und erhöhter Reizbarkeit führen. Für ein fünfzehn Kilo schweres Kind kann bereits ein Liter Eistee die Grenze erreichen, die aus Sicherheitsgründen wegen der Koffeinmenge nicht überschritten werden sollte. Eltern, die ihren Kindern Eistee als harmlosen Durstlöscher anbieten, sind sich dieser Tatsache meist nicht bewusst.

Zusatzstoffe mit Nebenwirkungen

Neben dem Zucker enthalten viele Eistee-Produkte eine Reihe von Zusatzstoffen, die die Haltbarkeit verlängern, die Farbe stabilisieren oder den Geschmack intensivieren sollen. Besonders problematisch ist Zitronensäure, die bei regelmäßigem Konsum den Zahnschmelz angreifen kann. Die Verbraucherzentrale Bremen weist darauf hin, dass Zitronensäure beim Trinken den pH-Wert des Speichels senkt, wodurch sich leichter Mineralien aus dem Zahnschmelz lösen können. In Kombination mit einer großen Menge an Zucker kann das erheblich schädlich für die Zähne sein.

Light-Varianten lösen das Problem nicht

Als Reaktion auf zunehmende Kritik bieten viele Hersteller zuckerreduzierte oder zuckerfreie Varianten an. Diese ersetzen Zucker durch Süßstoffe wie Aspartam, Acesulfam-K oder Sucralose. Während diese Produkte tatsächlich kalorienärmer sind, bleibt die Frage nach den langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen künstlicher Süßstoffe wissenschaftlich umstritten.

Zudem erhalten Süßstoffe die Gewöhnung an intensive Süße aufrecht, was die Geschmackswahrnehmung langfristig verändern kann. Natürlich weniger süße Lebensmittel wie Obst oder ungesüßter Tee erscheinen dann fade und unattraktiv. Der Griff zur Light-Variante löst somit das grundsätzliche Problem nicht, sondern verschiebt es lediglich.

Gezieltes Marketing an Kinder

Besonders problematisch wird das Marketing, wenn es gezielt jüngere Konsumenten anspricht. Bunte Verpackungen, Sammelaktionen und die Präsenz in Schulkiosken machen Eistee zum selbstverständlichen Pausengetränk. Die gesundheitlichen Folgen eines hohen Zuckerkonsums im Kindesalter sind wissenschaftlich gut dokumentiert und reichen von Karies über Übergewicht bis zu einem erhöhten Diabetes-Risiko.

Eltern wiegen sich in falscher Sicherheit, wenn sie ihren Kindern Eistee statt klassischer Limonade erlauben. Die vermeintlich gesündere Wahl entpuppt sich als nahezu gleichwertige Zuckerbombe, nur mit einem besseren Image. Diese Täuschung hat reale Konsequenzen für die Gesundheit einer ganzen Generation, die mit überzuckerten Getränken aufwächst und entsprechende Geschmackspräferenzen entwickelt.

Was beim Einkauf wirklich zählt

Die Nährwerttabelle ist das wichtigste Instrument, um die tatsächliche Zusammensetzung eines Produkts zu verstehen. Ein Blick auf die Angabe Kohlenhydrate, davon Zucker pro 100 Milliliter gibt Aufschluss über den tatsächlichen Zuckergehalt. Werte über 8 Gramm pro 100 Milliliter gelten als sehr hoch. Die Position der Zutaten in der Liste folgt absteigender Reihenfolge nach Gewicht. Wenn Zucker oder seine Varianten an zweiter oder dritter Stelle stehen, ist er ein Hauptbestandteil des Getränks.

Der tatsächliche Teeanteil wird oft gar nicht beziffert oder versteckt sich hinter vagen Formulierungen wie Teeextrakt. Die Verbraucherzentrale betont, dass echte Teezutaten durch Aromen und Extrakte ersetzt sind und der charakteristische Geschmack hauptsächlich künstlich erzeugt wird. Wer sich von bunten Verpackungen und Werbeversprechen nicht täuschen lassen möchte, muss diese Details genau prüfen.

Selbstgemachter Eistee als Alternative

Wer nicht auf Eistee verzichten möchte, kann ihn problemlos selbst herstellen. Verbraucherschützer empfehlen diese Option ausdrücklich: Eistee zu Hause selbst herzustellen ist einfach, preiswerter und gesünder als handelsübliche Fertig-Eistees. Schwarzer, grüner oder Früchtetee lässt sich nach dem Aufbrühen abkühlen und nach Belieben mit frischen Früchten, Zitronensaft oder minimal Honig verfeinern.

Wenn als Grundlage reiner Früchtetee ohne Aromen oder Bestandteile von Schwarztee verwendet wird, eignet sich das Getränk ideal auch für Kinder. Der Geschmack selbstgemachten Eistees unterscheidet sich deutlich von industriellen Produkten, er ist weniger intensiv süß, dafür authentischer im Teearoma. Diese Umgewöhnung braucht Zeit, befreit aber langfristig von der Abhängigkeit von überzuckerten Fertiggetränken.

Bewusste Kaufentscheidungen treffen

Wer unterwegs auf Convenience angewiesen ist, sollte auf ungezuckerte Varianten zurückgreifen oder zu kaltem Wasser mit einem Spritzer Zitrone oder ungesüßten Kräutertees greifen. Die Getränkeindustrie reagiert zunehmend auf die Nachfrage nach zuckerarmen Alternativen, sodass das Angebot langsam wächst. Dennoch bleibt Vorsicht geboten, denn auch vermeintlich gesündere Produkte können durch geschicktes Marketing mehr versprechen, als sie halten.

Die Diskrepanz zwischen Marketingversprechen und tatsächlicher Produktzusammensetzung bei Eistee zeigt exemplarisch, wie wichtig kritische Verbraucherbildung ist. Nur wer die Mechanismen durchschaut, kann informierte Kaufentscheidungen treffen und sich nicht von schönen Verpackungen und geschickten Formulierungen täuschen lassen. Tee bleibt ein wunderbares Getränk, aber die industrielle Interpretation davon verdient eine genauere Betrachtung und einen kritischen Blick auf die Inhaltsstoffe.

Wie viel Zucker hat dein letzter Eistee enthalten?
Keine Ahnung ehrlich gesagt
Unter 25 Gramm hoffentlich
Vermutlich über 40 Gramm
Ich trinke nur selbstgemachten
Ich meide Eistee komplett

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