Millionen Nutzer betroffen: Der gefährliche Telegram-Fehler, den fast niemand kennt

Das Sicherheitsproblem mit Telegram-Backups

Telegram speichert Nachrichten grundsätzlich auf seinen Servern, um die nahtlose Synchronisation zwischen verschiedenen Geräten zu ermöglichen. Diese Cloud-Chats nutzen eine sogenannte Client-Server/Server-Client-Verschlüsselung mit AES-256 Bit, RSA-2048 und Diffie-Hellman-Schlüsseltausch. Das bedeutet: Die Nachrichten werden verschlüsselt übertragen und auf den Telegram-Servern gespeichert, aber Telegram selbst hat theoretisch Zugriff auf die Entschlüsselungsschlüssel.

Anders als oft angenommen, verschlüsselt Telegram reguläre Chats nicht Ende-zu-Ende. Diese Art der Verschlüsselung gibt es nur in den sogenannten Secret Chats, bei denen die Schlüssel ausschließlich auf den Geräten der Gesprächspartner liegen und niemals auf Telegram-Servern gespeichert werden. Secret Chats nutzen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und bieten echten Schutz vor fremdem Zugriff, synchronisieren sich aber nicht zwischen verschiedenen Geräten und können nicht gesichert werden.

Warum normale Chats ein Risiko darstellen können

Bei regulären Cloud-Chats liegt die Kontrolle über die Verschlüsselungsschlüssel bei Telegram. Das macht die Nutzung komfortabel und ermöglicht Features wie die geräteübergreifende Synchronisation, bedeutet aber auch: Im Falle von Sicherheitslücken, Hackerangriffen auf Telegram-Server oder behördlichen Anfragen könnten Dritte theoretisch Zugang zu den gespeicherten Nachrichten erhalten.

Hinzu kommt: Viele Nutzer aktivieren zusätzlich lokale Backups über Google Drive oder iCloud. Diese Backups werden von den jeweiligen Cloud-Anbietern gespeichert und unterliegen deren Sicherheitsrichtlinien. Ohne zusätzliche Verschlüsselung liegen die Daten dort praktisch ungeschützt. Behörden mit entsprechenden Durchsuchungsbefehlen oder Angreifer, die Zugriff auf den Cloud-Account erhalten, hätten damit direkten Zugang zum kompletten Nachrichtenverlauf.

Secret Chats als sichere Alternative

Für wirklich vertrauliche Gespräche bietet Telegram die Secret-Chat-Funktion an. Diese Chats nutzen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nach dem Client-Client-Prinzip. Der entscheidende Unterschied: Die Verschlüsselungsschlüssel werden ausschließlich auf den Geräten der Gesprächspartner generiert und gespeichert, niemals auf Telegram-Servern.

Secret Chats bieten zusätzliche Sicherheitsfunktionen wie eine Selbstzerstörungsoption für Nachrichten und die Möglichkeit, Screenshots zu verhindern. Der Nachteil: Diese Chats lassen sich nicht zwischen Geräten synchronisieren und können nicht in der Cloud gesichert werden. Wechselt man das Smartphone, sind die Secret Chats unwiederbringlich verloren.

So startest du einen Secret Chat

Um einen Secret Chat zu beginnen, öffnest du das Profil eines Kontakts und tippst auf die drei Punkte oder das Menü-Symbol. Dort findest du die Option „Secret Chat starten“. Die Unterhaltung erscheint dann mit einem Schloss-Symbol und wird komplett getrennt von regulären Chats geführt.

Backups sicher verwalten

Telegram deaktiviert systemseitige Backups standardmäßig. Nutzer können diese Funktion manuell aktivieren, sollten sich dabei aber der Sicherheitsrisiken bewusst sein. Werden Backups über Google Drive oder iCloud erstellt, liegen die Daten dort im Klartext vor – geschützt nur durch die Sicherheitsmechanismen des jeweiligen Cloud-Anbieters.

Wer seine Telegram-Daten sichern möchte, ohne sie komplett ungeschützt in fremde Clouds hochzuladen, kann den manuellen Export nutzen. Telegram bietet die Möglichkeit, alle Chatverläufe, Medien und Dokumente in verschiedenen Formaten zu exportieren. Diese Daten lassen sich dann lokal speichern oder mit separaten Verschlüsselungstools schützen, bevor sie in eine Cloud hochgeladen werden.

Daten manuell exportieren

In den Telegram-Einstellungen findest du unter „Erweitert“ oder „Advanced Settings“ die Option „Daten exportieren“. Hier kannst du wählen, welche Inhalte exportiert werden sollen – von kompletten Chatverläufen über Medien bis zu Kontaktlisten. Der Export wird lokal auf dem Gerät gespeichert und kann anschließend mit Tools wie VeraCrypt, Cryptomator oder ähnlichen Programmen verschlüsselt werden.

Weitere Sicherheitsmaßnahmen für Telegram

Die Wahl zwischen Cloud Chats und Secret Chats ist nur ein Aspekt der Telegram-Sicherheit. Zusätzliche Maßnahmen erhöhen den Schutz deutlich. Die Zwei-Faktor-Authentifizierung in den Einstellungen unter „Privatsphäre und Sicherheit“ sollte für jeden Nutzer aktiviert sein – diese zusätzliche Passwortabfrage verhindert, dass jemand nur mit deiner Telefonnummer Zugriff auf deinen Account erhält.

Überprüfe regelmäßig die aktiven Sitzungen unter „Geräte“. Hier siehst du alle Geräte, die derzeit mit deinem Telegram-Account verbunden sind. Unbekannte Geräte lassen sich sofort entfernen. Deaktiviere automatische Medien-Downloads, um zu verhindern, dass potenziell schädliche Dateien ohne dein Wissen auf dein Gerät geladen werden.

Nutze die Funktion „Selbstzerstörende Nachrichten“ auch in normalen Chats. Diese löschen sich nach einer festgelegten Zeit automatisch. Prüfe die Privatsphäre-Einstellungen und lege fest, wer deine Telefonnummer, dein Profilbild und deinen Online-Status sehen kann.

Die Grenzen der Telegram-Verschlüsselung verstehen

Ein häufiges Missverständnis: Viele Nutzer gehen davon aus, dass Telegram alle Kommunikation automatisch mit höchster Sicherheit verschlüsselt. Die Realität sieht differenzierter aus. Reguläre Chats bieten einen Kompromiss zwischen Komfort und Sicherheit – sie sind gegen Angriffe während der Übertragung geschützt und auf den Servern verschlüsselt gespeichert, aber nicht vor Zugriff durch Telegram selbst oder Dritte mit Zugang zu den Servern.

Diese Architektur hat praktische Gründe: Die serverseitige Speicherung ermöglicht die beliebte Multi-Geräte-Synchronisation und die schnelle Verfügbarkeit aller Nachrichten auf neuen Geräten. Bei konkurrierenden Messengern mit durchgängiger Ende-zu-Ende-Verschlüsselung funktioniert die Synchronisation oft umständlicher oder langsamer.

Für alltägliche Kommunikation bieten normale Telegram-Chats einen angemessenen Schutz. Für wirklich sensible Informationen – geschäftliche Geheimnisse, politisch heikle Themen, persönliche Dokumente mit Identifikationsdaten – sollten jedoch immer Secret Chats verwendet werden. Diese schützen die Inhalte selbst dann, wenn Telegram-Server kompromittiert würden.

Praktische Empfehlungen für den Alltag

Die Sicherheit bei Telegram hängt letztlich vom Nutzungsverhalten ab. Wer sich der unterschiedlichen Schutzniveaus bewusst ist und entsprechend handelt, kann die App sicher nutzen. Für Alltagsgespräche reichen normale Chats völlig aus. Vertrauliche Unterhaltungen gehören in Secret Chats. Backups sollten entweder ganz vermieden oder nur verschlüsselt gespeichert werden.

Die Zwei-Faktor-Authentifizierung sollte für jeden Nutzer Pflicht sein – sie verhindert die meisten unbefugten Zugriffe. Regelmäßige Kontrollen der aktiven Sitzungen helfen, unbemerkte Zugriffe zu erkennen. Und bei besonders schützenswerten Informationen ist es ratsam, diese gar nicht erst über digitale Kanäle zu kommunizieren oder auf spezialisierte Lösungen mit durchgängiger Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auszuweichen.

Telegram bietet mit seinen unterschiedlichen Chat-Modi Flexibilität für verschiedene Sicherheitsbedürfnisse. Die Herausforderung liegt darin, für jede Situation die richtige Wahl zu treffen und sich nicht in falscher Sicherheit zu wiegen. Wer die Mechanismen versteht und bewusst nutzt, erhält ein mächtiges Werkzeug für sichere Kommunikation.

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